Umso mehr auf Hirachien Wert gelegt wird, desto schlechter kann das fürs Arbeitsklima sein. Vor allem, wenn de Chef zum Problem wird. Rainer Kreer hat das zu spüren bekommen.
Zu Besuch auf der Amerikanischen Airbase in Wiesbaden-Erbenheim. Die Gäste sind stets Willkommen und man gibt sich große Mühe. Hinter der Fassade rumpelt es aber ordentlich. Ein kürzlich erschienenes Sachbuch blickt hinter die Kulisse und wirbelt die US-Armee in Deutschland auf. Es basiert auf der Geschichte von Rainer Kreer, der von 1997 bis 2024 selbst als stellvertretender Direktor im Directorate of Public Works in Wiesbaden angestellt war.
Was ist da passiert?
Kreer ist Ingenieur für Verfahrenstechnik, Schwerpunkt Energie und Versorgung, Vater von drei Kindern und in zweiter Ehe verheiratet. Drei Tage in der Woche kümmert er sich pflegerisch und unterstützend um seine fast 90 Jahre alte Mutter. Gerne hätte er, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, noch etwas über das offizielle Renteneintrittsalter (01.05.2024) hinaus gearbeitet. Schließlich wurde es etlichen seiner Kollegen, selbst in mittlerweile mehrfacher Verlängerung. Kreis betrieblichen Verdienste hätten das ermöglichen sollen. Kreer erinnert sich gern: Jahrzehntelang hat sich die US-Armee als exzellenter Arbeitgeber präsentiert. Sie war stets aktiv um ein gutes Arbeitsklima bemüht und darum, die deutschen Arbeitnehmer gut zu integrieren. Kreer heute: Das war einmal!
Mobbing und Intrigen
Infolge einer Trumpisierung (Make America great again!) habe sich laut dem ehemaligen Direktor ein überhebliches Verhalten bei einigen Amerikanern etabliert. Dadurch werden deutsche Angestellte zu Mitarbeitern 2. Klasse degradiert werden. Kreer befürchtet, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, bzw. verstärkt, – insbesondere in dem Fall, dass Donald Trump wiedergewählt wird. Er selbst wurde trotz anerkannter guter Leistungen von seinem letzten (ab 2020) amerikanischen Vorgesetzten aus der Firma gemobbt. Der Mobber wurde dabei unerklärlicherweise permanent vom Garnisonskommandant und Stellvertretern geschützt. Den Kollegen wurden die Hintergründe für Kreers Verschwinden weitestgehend verschwiegen.
Breite Zustimmung
Kreer sieht sich in seinem Ruf geschädigt und suchte nach Gerechtigkeit. Er schrieb daher ein Buch, basierend auf den Beweisen, die er gesammelt hatte. Ende April 2024 schickte er es in elektronischer Form, per Mail an etliche hundert Adressen innerhalb der Garnison Wiesbaden und der US-Armee. Das führte zu entsprechendem Aufruhr. Die Unterstützer des Mobbers (Pseudonyme: Partylöwe, Cersei und Hofnarr) fühlten sich getroffen. Doch Kreer erhielt für seine Aktion sehr viel Zustimmung durch Arbeitskollegen, die diesen Schritt als sehr mutig und längst überfällig bezeichneten.
Da ist etwas ins Rollen gekommen
Auch Arbeitnehmer anderer Garnisonen in Deutschland, wie Kaiserslautern, Grafenwöhr und Ansbach, und sogar amerikanische Mitarbeiter aus Wiesbaden (Willy und Pauly), gaben plötzlich Rückmeldungen, die sich mit Kreers Erfahrungen decken. Der BV-Vorsitzende eines Standortes schrieb: Ich kann jetzt schon sagen, dass es kosmische Eruptionen ausgelöst hat. Ein Kollege: Du hast auf jeden Fall etwas ins Rollen gebracht und ich hab damals schon gemerkt, dass Du das DPW in eine richtig gute Richtung leiten wolltest. Was ich so fürchterlich fand, ist das du von heut‘ auf nichts einfach weg warst und niemand wusste warum.
Das Buch legt keine Betriebsgeheimnisse der US-Armee offen und nennt keine Namen, außer dem des Autors. Trotzdem sind die Antagonisten von Insidern erkennbar. Das hat Auswirkungen.
Darf nicht verpuffen
Obwohl es, sachlich als auch spannend und würzig erzählt, wie ein Cliffhanger endet, könnte es langfristig, durch die ungewöhnliche Aktion, so hofft Kreer, eine positive Veränderung innerhalb der US-Armee verursachen. Bei einer Wiederwahl Trumps, würde der angestrebte Effekt allerdings wirkungslos verpuffen, weshalb er auf die Unterstützung der Medien setzt.
Das selbstverlegte Buch ist seit April 2024 in deutscher und englischer Sprache im Buchhandel erhältlich.
Anmerkung: Reaktionen und Kommentare sind auszugsweise auf www.sub-com.de gesammelt.
Foto – Amerikanische Airbase Flughafen Erbenheim @2024 Volker Watschounek
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