Das Museum Wiesbaden eröffnet den neuen Raum „Wandel“ – ein Höhepunkt zum 200. Geburtstag und eine Hommage an Natur, Kunst und Maria Sibylla Merian.
Das Museum Wiesbaden bleibt nicht stehen, – und das darf es auch nicht. Zum 200-jährigen Bestehen denkt es sich selbst neu – nicht in monumentalen Gesteinsbrocken, sondern im Fließen der Formen, in der Metamorphose der Tiere, im Ringen um Erkenntnis. Museum bedeutet Wandel, sagte Museumsdirektor Dr. Andreas Henning im Rahmen der Pressekonferenz zur Eröffnung des neuen Raumes. Er macht Wandel zum Thema – als fünfter Themenraum der Dauerausstellung Ästhetik der Natur.
Landesmuseum, kurz gefasst
Ausstellungserweiterung – Neuer Themenraum Wandel in der Dauerausstellung Ästhetik und Natur Wo: Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur (Museum Wiesbasden), Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Eintritt zur Sonderausstellung: 12,00 Euro, ermäßig 9,00 Euro, der Eintritt behinhaltet auch den Bescuh der Dauerausstellungen
Wer künftig durch die naturhistorischen Sammlungen wandert, beginnt mit dem Wandel. Kein chronologischer Durchmarsch durch Farben, Formen, Bewegung und Zeit mehr – sondern ein Start mit einem Paukenschlag: mit dem Prozess selbst, mit dem Werden und Vergehen, mit der Dynamik, die allem innewohnt.
Der Schmetterling als Sinnbild
Was ist Wandel? Für Dr. Hannes Lerp, Kurator für Wirbeltiere, ist die Antwort klar: Metamorphose. Der Schmetterling, einst Raupe, dann Puppe, dann farbenprächtiges Flügelwesen, steht im Zentrum der Ausstellung – und im Zentrum des Denkens. In einer Zeit, in der auch Lebensräume sich drastisch ändern, in der der Klimawandel nicht mehr abstrakt, sondern konkret spürbar wird, bringt der neue Raum biologische Prozesse mit globalen Herausforderungen in Verbindung.
Dazu erlaub es ein High-End-Globus, Klimadaten in Echtzeit zu visualisieren – und sich die Frage zu stellen, was wäre wenn das Eis am Nordpol schmelze? Die Antwort visualisiert der Globus: ein ein Signal an die kommende Generation, die Veränderung nicht nur als Bedrohung, sondern als Auftrag zu begreifen.
Maria Sibylla Merian – die Frau, die Wandel sichtbar mach
Eine besondere Rolle spielt in diesem Raum eine Frau, die lange übersehen wurde – die Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647 – 1717). Sie reiste mit ihrer Tochter nach Surinam, mitten ins Unbekannte, um Insekten zu beobachten. Sie zeichnete, was sie sah, mit wissenschaftlicher Akribie und künstlerischer Brillanz. Ihre Kupferstiche wurden Weltdokumentenerbe – und nun zur Quelle für etwas Einzigartiges: Präparate aus dem Museumsdepot, einst anonym, konnten ihren Darstellungen zugeordnet werden.
Vierzig von sechzig gezeichneten Insekten hat das Museum in der Sammlung, eines davon zeigt es nun in der Ausstellung. Ein Schmetterling, der leuchtet wie vor 300 Jahren. Es zeigt sich: Wandel hat ein Gesicht – und eine Geschichte.
Ein Preis für die Neugier
Doch das Museum begnügt sich nicht mit Rückschau. Gemeinsam mit der Alfred-Weichler-Stiftung hat es den Maria-Sibylla-Merian-Preis ins Leben gerufen. Alle zwei Jahre soll er an junge Naturforscherinnen und Künstlerinnen vergeben werden, die – ganz im Geiste Merians – die Verbindung von Wissenschaft und Ästhetik suchen. Jeweils 7.500 Euro stehen zur Verfügung – als Anreiz, als Wertschätzung, als Botschaft, und das bereits im November 2025 und dann wieder im November 2027.
Maria Sibylla Merian Preis 2024
Die einzige Voraussetzung, die man mitbringen muss, ist Neugier, sagte Patrick Bruns von der Stiftung. Diese Neugier, sie durchzieht die neue Ausstellung wie ein roter Faden – von Dioramen, die Merians Kupferstiche lebendig machen, über Amphibien in jeder Metamorphose-Phase bis hin zu historischen Mineralien-Sammlungen, die nach einem pädagogischen Prinzip sortiert sind, das sich auch heute noch als zugänglich und klug erweist. Bewerbungsschluss ist der 31. August 2025.

Evolution und Verantwortung
Besonders eindrucksvoll gelingt die Verbindung von Wandel und Verantwortung am Beispiel der Apfelzucht. Hier zeigt das Museum, wie der Mensch selbst Teil der Evolution wird, wie er mit Zuchtwahl eingreift, verändert, optimiert – und damit auch Risiken eingeht. Vogeleier in verschiedensten Farben und Formen machen sichtbar, wie sich Lebensräume auf das Design des Lebens auswirken.
Wandel ist aber nicht nur ein Thema der Natur, sondern auch der Kultur. Und der Vermittlung: Das Museum Wiesbaden inszeniert ihn mit Akribie, Fantasie und einer Liebe zum Detail, die unter die Haut geht.
Fazit: Der Wandel ist da – und er beginnt hier
Mit dem neuen Themenraum zeigt das Museum Wiesbaden nicht nur, was es kann – sondern auch, was ein Museum sein kann: ein Ort der Neugier, der Erkenntnis, des Staunens. Der neue Raum Wandel ist mehr als eine Ausstellung. Er ist ein Bekenntnis – zum Werden, zum Leben, zur Verantwortung. Und ein Geschenk – zum 200. Geburtstag an die Stadt, an die Besucher, an die Zukunft.
Bild – Präperierter Käfer ©2025 Volker Watschounek
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