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Erdigan in Wiesbadenm Stellungnahme des Staattheaters und der Verantwortlichen der Biennale. ©2018 Volker Watschounek

Erdogan Statue, ein kurzes Bekenntnis zu Freiheit der Kunst

Kunst soll provozieren. Das ist den Verantwortlichen mit der Erdogan Statue auf dem Platz der deutschen Einheit bestens gelungen. Befürworter sprechen von „Kunstzensur“. Andere ziehen sich zurück und sagen, die Sicherheit geht vor. Nicht so die Macher: Ihre Statements im Wortlaut.

Volker Watschounek 6 Jahren vor 2

Er war mittendrin, hat sich  ein Bild von der Installation gemacht und das Gespräch gesucht. mit diskutiert. Er, Uwe Eric Laufenberg, Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden.

Die Stunden nach dem Abbau und der sicheren Verwahrung der Erdogan Statue liefen im Rathaus, im Staatstheater und in der Zentrale der Biennale die Telefone heiß. Gaben zuerst Wiesbadens Oberbürgermeister und Bürgermeister Stellungnahmen ab, folgte am Mittwochnachmittag das offizielle Statement von Seiten der Kuratoren, von Seiten des Hessischen Staatstheaters.

Uwe Eric Laufenberg, Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

„An einer goldenen Statue von Recep Tayyip Erdogan haben am 28. August 2018 sehr viele Menschen miteinander diskutiert und geredet. Deutsche, Türken, Kurden, alte und junge Menschen, Verehrer des türkischen Staatschefs sowie Kritiker und vehemente Gegner. In der Türkei ist das zurzeit nicht möglich, da Kritiker von Erdogan mit Gefängnis bedroht werden, und eine freie Presse und Kunstausübung in der Türkei derzeit kaum mehr möglich sind.

In Deutschland ist das möglich und nötig.

Auch wenn die hohen Emotionen, die dabei ins Spiel kommen, die Gefahr einer Eskalation darstellen, verlief dieser Tag (Dienstag Anm. d. red.) friedlich. Die Stadt beschloss dennoch, aus Besorgnis und der Stadt vorliegenden Informationen, dass größere Protestgruppen sich auf den Weg nach Wiesbaden gemacht hätten, die Statue gestern nach 22 Uhr abbauen zu lassen (Dienstag Anm. d. red.) und entschied am 29. August 2018, diese in der Zeit der Biennale Wiesbaden (bis zum 2. September 2018) nicht mehr am Platz der Deutschen Einheit aufstellen zu lassen.“

Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer, Kuratoren der Wiesbaden Biennale

„Als Kuratoren-Team der Wiesbaden Biennale sind wir nach einem Tag der intensiven Kontroversen und sehr lebendigen Diskussionen auf dem Platz der deutschen Einheit über den Abbau der Statue überrascht. Die gestern Morgen herausgegebene Stellungnahme der Landeshauptstadt Wiesbaden mit dem deutlichen Bekenntnis zur Freiheit der Kunst haben wir sehr begrüßt.

Zweifellos respektieren wir die Kompetenz und Einschätzung der staatlichen und städtischen Ordnungskräfte in Bezug auf die öffentliche Sicherheit. Die Aneignung des öffentlichen Raumes durch politische Kunst und ihr Schutz ist jedoch ein ebenso hohes Gut.

Die Landeshauptstadt führt die hohen Kosten für die dauerhaft notwendige Anwesenheit der Polizei an. Gleichwohl möchten wir hier in aller Entschiedenheit die Frage nach dem Preis und der Freiheit der Kunst stellen. Und danach, was sind wir bereit sind auszugeben für Veranstaltungen und Anlässe wie etwa den geplanten Staatsbesuch des türkischen Präsidenten, der mit militärischen Ehren empfangen werden wird, oder auch jedes erdenkliche Fußballspiel am Samstagnachmittag?“

Anmerkung der Redaktion

Das Bundespräsidialamt hat gegenüber verschiedenen Medien bestätigt, dass der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan im Rahmen eines offiziellen Staatsbesuchs am 28. und 29. September von Bundespräsident Walter Steinmeier begrüßt werden wird. Am Abend des ersten Tages ist, entsprechend des normalen Rituals , ein Bankett vorgesehen. Außerdem wird Erdogan auch Kanzlerin Angela Merkel zu Gesprächen treffen..

2 Kommentare

2 Kommentare

  1. Sigrid Ebert sagt:

    Kunst muss nicht jedermann gefallen und sie darf auch Fragen aufwerfen und zu Diskussionen beitragen. Allerdings dachte ich bislang, Künstler seien vor allem auch sensible Menschen mit einem gewissen Fingerspitzengefühl. Wenn ein Kunstobjekt so viel Angriffsfläche bietet, dass sich größere Teile der Bevölkerung dadurch provoziert, beleidigt oder gar gedemütigt fühlen, muss man sich auch als Künstler und Aussteller dem Vorwurf stellen, möglicherweise ein Limit überschritten zu haben. Die Installation der Skulptur war in mehrerlei Hinsicht provokant:
    1) umstrittene Persönlichkeit in Übergröße
    2) glänzende goldfarbene Oberfläche
    3) erhobener Zeigefinger
    4) Standort P.d.D.E.
    5) Aufstellzeitraum 3 Monate (weit über die Biennale hinaus)
    Das Ganze ist – bei allem Verständnis für die Kunstfreiheit – dann doch für manche Leute einfach „too much“.
    Selbst als „Bad News“ verkauft, ist diese Aktion noch zweifelhaft. Wer will schon über Monate hinweg mit schlechten Nachrichten konfrontiert werden. Hätte man von vornherein mit offenen Karten gespielt, wäre sicherlich eine Kompromisslösung zustande gekommen und der Vorwurf einer Zensur würde nicht ein weiteres Mal im Raum stehen.
    Apropos Raum: In einem Gebäude wäre die Figur besser untergebracht, vielleicht zusammen mit anderen Diktatoren, frei nach dem Motto „Willst du den Diktator sehn, musst du ins Museum gehn!“

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Geschrieben von

Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.